Ausstellung „Das Alter in der Karikatur“ bis 15. Januar verlängert

Aufgrund der großen Resonanz ist die Wanderausstellung „Das Alter in der Karikatur“ initiiert und kuratiert von Dr. Franziska Polanski aus Heidelberg noch bis Mitte Januar im Foyer des Historischen Ratssaals zu sehen.

Koblenz. Wenn man in die Jahre kommt, dahinwelkt, Moos ansetzt, sich wandelt oder gar modifiziert (so weiß es der Duden zu umschreiben), dann ist man angekommen im Herbst des Lebens. Nun hat der Herbst auch 1000 verschiedene Facetten und jede dieser Gesichter, ob stürmisch oder gülden wird von uns Menschen unterschiedlich wahrgenommen. Eine betagte Besucherin der Ausstellung, die bereits seit Ende Oktober 2017 in Koblenz zu Gast ist, sagte beim Betrachten der Karikaturen „Es ist nicht alle Tage gut, aber leichter ist es, man nimmt es mit Humor“.
Die Ausstellung konnte im Zuge des 20-jährigen Jubiläums des Seniorenbeirates gewonnen werden. „Ziel ist, den Besuchern ein herzliches Lachen zu entlocken und sie zum Nachdenken anzuregen“, so Prof. Dr. Heinz-Günther Borck, Vorsitzender des Seniorenbeirates der Stadt Koblenz. Wie werden „Alte“ in der Gesellschaft wahrgenommen, welche Chancen bieten sich, welche Hürden hat man zu nehmen?
Altersdiskriminierung wird ein Meilenstein sein auf dem Wege, den der Seniorenbeirat 2018 zu gehen beabsichtigt.

Franziska Polanski untersuchte das Thema „Alter“ wissenschaftlich, leitete das erste groß angelegte Forschungsprojekt über „Altersbilder in der Karikatur“ im deutschen Sprachraum im Rahmen des Großprojekts „Perspectives of Aging“ am Marsilius-Kolleg der Universität Heidelberg. Bei ihren Untersuchungen gehe es, so Polanski, um die unbewussten Einstellungen zum Alter, die im Humor gleichsam hervorplatzten.

Auszug aus einem Interview mit der Initiatorin und Kuratorin der Wanderausstellung

Was ist das Ziel der Ausstellung?
Franziska Polanski: Zunächst einmal das Lachen. Das ist das erste und wichtigste Ziel einer Karikaturenausstellung. Außerdem will sie natürlich den politisch korrekten Altersdiskurs stören. Politiker sprechen gerne von den „Potentialen und Chancen“ des Alters oder davon, dass das Alter ein „Humankapital“ sei. Aber wie sieht denn die Wirklichkeit aus? Schon 40jährige zählen in vielen Firmen „zum alten Eisen“, 50jährige sowieso, und die besten Köpfe werden zwangspensioniert. Denken Sie bitte auch an die vielen kleinen oder verbalen Kränkungen, denen Ältere Tag für Tag ausgesetzt sind. Die Ausstellung hat das Ziel, diese tief verwurzelten negativen Einstellungen bewusst zu machen. Natürlich nicht mit dem moralischen Zeigefinger, sondern über den Umweg des Humors.

Warum ist das Alter generell in unserer Gesellschaft so tabuisiert, so schwierig?
Franziska Polanski: Tabuisiert ist das Alter nicht, es wird ja permanent darüber geredet, auf allen Kanälen. Dabei geht es allerdings häufig um Körperoptimierung. Schwierig wird es, wenn es um das Thema menschliche Vergänglichkeit geht. Kein Wunder, in einer Gesellschaft, in der religiöse Bindungen wegbrechen. Wenn sich mit dem Lebensende keinerlei Trost und Hoffnung auf ein Danach verbindet, was ist dann der Mensch? Das sind existenzielle Fragen, die den (alternden) Menschen tief im Innern bewegen.

Was lässt sich neben Ihrer Ausstellung gegen die Ignoranz und das falsche Bild vom Alter tun?
Franziska Polanski: Sagen wir lieber „einseitig defizitäre Bilder“, denn hinter ihnen verbergen sich ja Gefühle, besonders Ängste, deswegen können sie nicht „falsch“ sein. […] Ich denke, kleine Formen der Höflichkeit, Zeichen von Respekt, das Aufhalten der Tür, das Aufstehen für einen älteren Menschen, ein tägliches Training kleiner körperlich und geistig ausgeführter Ehrerbietungen vor älteren Menschen und ihrem Erfahrungsvorsprung, könnte vielleicht irgendwann als Achtung vor dem Alter sozusagen in Fleisch und Blut übergehen und irgendwann auch das Unterbewusstsein beeindrucken. Das Individuelle und „das Kollektive“.

Quelle: ARTPROFIL – Magazin für Kunst, Heft 118/2016, © SYNTAX. Medienproduktion + Verlag GmbH, 68219 Mannheim, Deutschland, www.artprofil-kunstmagazin.com, E-Mail: redaktion@artprofil-kunstmagazin.com

Kommen Sie vorbei zum herzlichen Lachen oder auch zum Justieren Ihrer Altersstereotype bis Mitte Januar 2018 im Rathausgebäude I (Vorraum zum Historischen Rathaussaal der Stadt Koblenz).
Zugang über den Jesuitenplatz. Barrierefreier Zugang über den Willi-Hörter-Platz.
Der Eintritt ist frei!
Öffnungszeiten: Mo-Do von 8:00-18:00 Uhr und Freitags von 8:00-13:00 Uhr.)

Den 128seitigen Katalog mit 99 Abbildungen zur Ausstellung erhalten Sie an der Information des Rathauses oder über www.shop.implizit-verlag.de.

n. hühner